Körpersignale verstehen
Der Körper spricht ständig mit uns. Ein leichtes Ziehen hier, eine Verspannung dort, ein Grummeln im Bauch. Meistens überhören wir diese Signale. Wir sind zu beschäftigt, zu abgelenkt, zu sehr in unseren Gedanken gefangen. Erst wenn der Körper lauter wird, wenn aus dem Ziehen ein Schmerz wird, hören wir hin.
Dabei enthält diese leise Körpersprache wertvolle Informationen. Sie ist ein Frühwarnsystem, das uns sagt, was wir brauchen, lange bevor wir krank werden. Das Bundesamt für Gesundheit betont die Bedeutung dieser Selbstwahrnehmung für die Prävention. Wer lernt, diese Signale zu lesen, gewinnt einen wichtigen Schlüssel zur Selbstfürsorge.
Hunger, Durst und andere Grundbedürfnisse
Die einfachsten Körpersignale sind die Grundbedürfnisse: Hunger, Durst, Müdigkeit. Doch selbst diese können wir falsch interpretieren. Manchmal ist das, was wir für Hunger halten, eigentlich Durst. Manchmal ist die Müdigkeit ein Zeichen von Bewegungsmangel, nicht von zu wenig Schlaf.
Viele Menschen haben verlernt, echten Hunger von emotionalem Hunger zu unterscheiden. Der eine meldet sich im Bauch, der andere eher in der Brust oder im Kopf. Der eine ist mit Essen zu stillen, der andere braucht etwas anderes: Zuwendung, Ruhe, Ablenkung.
"Der Körper ist der ehrlichste Berater, den wir haben. Er kennt keine höflichen Lügen."
Spannung und Entspannung
Unser Körper speichert Emotionen. Stress zeigt sich in verspannten Schultern. Angst zieht den Bauch zusammen. Wut spannt den Kiefer an. Diese Muster sind oft so vertraut, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Die chronische Anspannung wird zur neuen Normalität.
Ein einfacher Körperscan kann Erstaunliches offenbaren. Einfach für einen Moment innehalten und durch den Körper wandern: Wie fühlt sich der Nacken an? Die Schultern? Der Rücken? Der Bauch? Wo gibt es Spannung? Wo Weite? Allein das Bemerken kann schon zur Entspannung beitragen.
Energie und Erschöpfung
Unser Energielevel schwankt im Laufe des Tages. Das ist normal und folgt dem circadianen Rhythmus. Problematisch wird es, wenn die Energie dauerhaft niedrig ist, wenn selbst nach dem Schlafen keine Erholung eintritt, wenn jede Aufgabe zur Überwindung wird.
Chronische Erschöpfung ist ein deutliches Signal. Der Körper sagt: So geht es nicht weiter. Etwas stimmt nicht. Die Schweizerische Akademie für Psychosomatische und Psychosoziale Medizin weist darauf hin, dass solche Signale ernst genommen werden sollten. Das kann eine körperliche Ursache haben, die abgeklärt werden sollte. Oft ist es aber auch ein Zeichen von Überlastung, von zu viel Stress, von zu wenig Regeneration.
Die Kunst des Hinhörens
Körperwahrnehmung lässt sich trainieren. Praktiken wie Yoga, Tai Chi oder der körperorientierte Ansatz der Hypnotherapie schulen die Aufmerksamkeit für körperliche Empfindungen. Mit der Zeit wird die innere Wahrnehmung feiner und differenzierter.
Es geht nicht darum, zum Hypochonder zu werden, der jedes Zwicken überinterpretiert. Es geht um eine freundliche Aufmerksamkeit. Ein Interesse am eigenen Körper. Die Bereitschaft, seine Botschaften ernst zu nehmen, statt sie zu ignorieren oder zu betäuben.
Vom Signal zur Handlung
Ein Signal zu erkennen, ist der erste Schritt. Der zweite ist, darauf zu reagieren. Das klingt selbstverständlich, ist aber oft schwer. Wir wissen, dass wir müde sind, arbeiten aber trotzdem weiter. Wir spüren die Verspannung, nehmen uns aber keine Zeit für Bewegung.
Körpersignale ernst zu nehmen, bedeutet manchmal, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Nein zu sagen. Grenzen zu setzen. Sich Zeit zu nehmen. Das erfordert Mut und Übung. Aber es ist die Grundlage für ein Leben im Einklang mit dem eigenen Körper.
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